Sie mussten alles Glück der Welt auf Ihrer Seite haben, wenn Sie etwas essbares 600 Meter über dem Meeresspiegel hinkriegen wollten, sagt Reiseleiterin Hanne Rimala Herfjord. Heute ist Røros Norwegens „Lebensmittelhauptstadt“.
Seit letzten Sommer führt Frau Herfjord die Besucher in den Straßen von Røros auf der Suche nach Schätzen in Form lokaler Esskultur und des leckeren Geschmacks.
Es bringt viel Spaß! Ich habe mit Gruppen von fünfzehn bis über dreißig Leuten zu tun, und das ist sehr interessant. Sie finden es so spannend und oft gibt es auch eine Reise in die eigene Essenskultur, wenn sie hier Parallelen und Ähnlichkeiten zu ihren eigenen Essenstraditionen finden, erzählt Frau Herfjord, die sowohl als Guide im Rørosmuseum wie auch als Lehrerin in Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften tätig ist.
Exklusiv
Hanne Rimala Herfjord ist ein lokaler „Lebensmittelguide“ in Røros und zieht Dickmilch als lokale Antwort auf den französischen Champagner hervor. „Tjukkmjølka“ hat sich zu einer geschützten Marke im Einklang mit Parmaschinken, Feta-Käse und den sprudelnden Tropfen aus Frankreich entwickelt.
Nebenbei auch Bauern
Während der Wintermonate führt sie die lokale Speialitätensafari auf Bestellung, während im Sommer feste Ausflüge stattfinden. Auch während des Weihnachtsmarktes besteht die Möglichkeit, sich Freitags, Samstags und Sonntags für diese Führung anzumelden.
Røros hat einen sehr konkreten historischen Anfang, aber wichtig ist auch die Sami-Bevölkerung und dere Kultur in Sachen Nahrungsmittel. Die städtische Struktur und das, was hinter den Fassaden steckt, war wichtig für das, was sie hier über die Jahre zu sich genommen haben. Fast jeder hatte neben der Arbeit im Bergbau auch einen Bauernhof, egal, ob Sie reich waren oder nicht, erzählt Frau Herfjord.
Besucher des 18. Jahrhunderts berichteten davon, dass die Bauern in der Gegend nur Grieß und Milchprodukte und wenig oder gar kein Fleisch zu sich nahmen.
Eine geschützte Marke
Hauptsächhlich hatte man Roggen, Gerste und Hafer, Dickmilch und „Skjørost“ (eine Art trockener Cottage Cheese, Anm.Red). Letzterer wurde 1646 zum ersten Mal erwähnt, und Dickmilch und Skjørost sind zu geografisch geschützten Marken geworden, die somit den gleichen Markenschutz geniessen wie z.B. Champagner und Cognac. Während der Führung probieren wir auch die lokale Dickmilch. Obwohl sie den Leuten Anfangs etwas fremd vorkommt, finden viele, dass sie gut schmeckt und am Ende kaufen sie auch welche.
Das Dickmilch-Fass gehörte damals zur Ausrüstung für die Bergarbeiter in Røros, sagt Frau Herfjord und erzählt begeistert von den rund 30 Nahrungsmittelherstellern in der Vereinigung „Rørosmat“, wo sie traditionelle Nahrungsmittel herstellen.
Die Knappheit herrschte vor
Heutzutage erhalten die Gäste Einblick in die Art und Weise, wie die landwirtschaftlichen Betriebe zwischen den Holzhäusern in der Bergstadt funktionierten.
Alles war nicht dafür geeignet, in den Bergen zu gedeihen und zu wachsen. Wenn Sie damals bis Weihnachten nicht auf der Senne gewesen waren und die Ressourcen dort nutzten, würde es Ihnen versorgungsmässig schlecht gehen.
Im Ort gab es nicht viel Futter für die Tiere, und die Knappheit herrschte vor. Bei Doktortjønna außerhalb des Zentrums von Røros hat man Pollen von Gerste und Roggen gefunden, aber als die „kleine Eiszeit“ am Ende des 17. Jahrhunderts einsetzte, kann man in den wenigen Quellen nachlesen, dass es praktisch unmöglich sei, hier Getreide anzubauen. Anfang des 18. Jahrhunderts konnte es vorkommen, dass man das eine Jahr fantastische Wetterbedingungen und reifes Getreide bekam, um im darauffolgenden Jahr gar nichts ernten zu können. Die Menschen die Geld hatten, kultivierten Getreide nicht nur zum Essen, sondern auch als Stroh für Futter, erzählt Frau Herfjord.
Man kümmert sich um die Traditionen
Unter den Reichen hatte man mehr Auswahl, wenn es ums Essen ging: Doktor Møllers verschwenderischer Neujahrsball in der Mitte des 19. Jahrhunderts bot den Gästen das Beste was es gab.
In den späten 1990er Jahren begann das Erwachen der lokalen Esskultur, unter anderem durch die „Abende mit Traditionsessen“ in Brekken, nordöstlich von Røros.
Die Teilnehmer waren besorgt, dass die Traditionen aussterben würden, und fingen an, saure Wurst – „Surpølse“, Røroskohl mit Forelle und Milchbrei auf demselben Teller anzurichten. Bei den Schlachtmethoden in der Region ging es auch darum, alle Teile des Tieres zu verarbeiten.
Letztendlich ist es die harte Arbeit der Rørosmat-Vereinigung, die Røros bekannt gemacht hat, nicht zuletzt durch die gute Zusammenarbeit unter den verschiedenen Produzenten, betont Frau Herfjord.
Der gute Geschmack
Es ist der gute Geschmack von Røros, der die Gäste auf einer lokalen Lebensmittelsafari mit lokalen Rohstoffen aus den Bergen erwartet.
Die Essens-Traditionen stehen im Mittelpunkt der Geschichten, und nicht zuletzt das, was nötig war, um die Bauernhöfe am Leben zu erhalten und das Essen in der Bergstadt zuzubereiten, erzählt Frau Herfjord und sagt, dass ihr persönlicher Favorit viele dazu bringt, die Nase zu rümpfen.
Eines meiner Lieblingsessen sind Forelle und Brei auf dem gleichen Teller! Das esse ich viel zu selten. Es ist ein bisschen was süßes gleichzeitig zum salzigen Fisch, fast wie eine weiße Sauce. Ich habe versucht der Familie vorzuschlagen, dass wir es als Weihnachtsessen auftischen sollten, aber es wurde glatt abgelehnt, lacht Frau Herfjord.
Auf dem Weihnachtsmarkt sprechen wir auch ein bisschen über die Weihnachtstraditionen und die besonderen Traditionsgerichte, die nur für diese kurze Zeit des Jahres zu haben waren.
In diesem Sinne besteht „Der Geschmack von Røros“ aus unwahrscheinlich vielen Kombinationen!









